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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0225

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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Zlö

hat die Berliner Glasmanufaktur von Heinersdorff ein großes
Ecce homo-Fenster von Thornprikker ausgestellt. □
□ Einen besonderen Raum hat auch der Münchener Prof.
Adelbert Niemeyer erhalten, der dort seine Möbel, Stoffe,
Tapeten, Porzellane usw. zeigt. Die darauf folgenden
fünf Räume sind von den Vereinigten Werkstätten für
Kunst im Handwerk Berlin-Bremen-München ausgestellt.
Von Prof. Bruno Paul, dem Direktor des Berliner Kunst-
gewerbemuseums, sehen wir ein ruhig gehaltenes Herren-
und ein äußerst gediegenes Speisezimmer. Ludwig Troost
schuf einen fraisefarbenen sehr eleganten Salon, während
der Bremer R. A. Schröder ein Schlafzimmer von hansea-
tischer Behaglichkeit organisierte. Als ein besonders re-
präsentativer Raum ist der von Walther Gropius geschaffene
und von Pechstein ausgemalte Empfangsraum des Präsi-
denten der deutschen Abteilung zu nennen. Ein Speise-
zimmer des Architekten Höhndorf und ein Kinderzimmer
des Düsseldorfer F. A. Breuhaus schließen die Abteilung.
Diesen Räumen gegenüber rechts vom Eingang befindet
sich dann der 400 qm große Kunstgewerbesaal, der von
dem Architekten Lauweriks zu einer ungemein großzügigen
Wirkung gebracht wurde. Rhythmisch ist der Boden durch
schwarz-weißes Linoleum aufgeteilt. Ein in tiefem Blau
gehaltener Umbau mit Kojen für die einzelnen Firmen um-
säumt den ganzen Saal, während Riesenmäander über die
Decke ziehen und den Raum Zusammenhalten. In den er-
wähnten Umgängen des Saales sind die Typographie und
Reklamekunst sowie die Textilien ausgestellt. Schriften
von Prof. Eckmann, Prof. Behrens, Koch, Bernhard und
Gipkens, Beispiele aus Ehmckes Düsseldorfer Schriftkursen
veranschaulichen das Bestreben, ornamentale Schriften aus
dem Materialgefühl zu entwickeln. Die wichtigsten deut-
schen Plakate von Bernhard, Behrens, Klinger, Gipkens,
Hohlwein, Deutsch usw. vertreten die Straßenreklame. Die
Drucksachen kleinerer Art zeigen die gradlinige klare Ver-
wendung der modernen Schriften und Druckarten. Die
gotisierenden Schnörkelbuchstaben und die wilden Jugendstil-
typen sind völlig ausgeschieden. Eine sorgfältig ausge-
wählte kleine Buchgewerbeausstellung vereinigt geschmack-
volle billige und schöne Luxusausgaben unserer ersten
Verlage (Insel-Verlag-Leipzig, Fischer-Berlin, Müller und
Piper-München, Schaffstein-Köln usw.). Sehr schöne Leder-
einbände zeigt die Weimarer Kunstgewerbeschule. Die
Textilien umfassen eine Sammlung gewählter Spann- und
Vorhangstoffe, Stickereien, Batiks und Spitzen aus der Hand
junger Künstlerinnen. Die bekannten Puppen von Käte
Kruse-Berlin und Marion Kaulitz-München schließen sich
an. Eine Linoleum- und Tapetenkoje vereinigt die besten
Künstlermuster unserer ersten Linoleum- und Tapeten-
fabriken. Die Mitte des Saales nehmen Vitrinen für die
Metalle, Steinarbeiten, Keramiken und Gläser ein. Sehr
gut ist das Edelmetall vertreten und zwar in handgetriebenen
Einzelleistungen unserer ersten Künstler. Wir sehen dort
Goldpokale und Silberbecken von Prof. Josef Hoffmann,
Prof, van de Velde, Lettre und Lauweriks (Hagener Silber-
schmiede). Besonderer Wert ist auf den Schmuck gelegt,
den feinste Ajourarbeiten von Annie Hystack und kräftigere
Werke von Nina Brühlmann vertreten. □
n In der Glasabteilung stehen die böhmischen Fabrikate
naturgemäß an erster Stelle. Neu sind die geätzten Graphit-
gläser von Lobmeyr. Daneben sehen wir Kristallschliffe
nach Hoffmann und Strnad, die den bisher importierten
Glaswaren nichts mehr nachgeben. Dieser Zug zur Ver-
selbständigung des deutschen Gewerbes gibt auch den
ausgestellten Keramiken den hohen Wert für unser modernes
Gewerbe. So sind die Porzellanmanufakturen von Meißen,
Berlin, Schwarzburg und Nymphenburg mit ihren besten
Modellen vertreten. Die Nachahmungen alter Meister aus

dem 17. und 18. Jahrhundert sind ganz weggelassen. Rosen-
thal ist mit einer Sonderausstellung vertreten. Unter den
Fayencen treten neben den Keramiken Prof. Läugers die
neuen figürlichen Schöpfungen Prof. Hoetgers hervor. Die
rheinischen Grenzhauser Steinzeugwerke, die die Tradition
der geschätzten mittelalterlichen Flockenglasuren wieder
aufgenommen haben, bieten in einer Sonderausstellung
einen reichhaltigen Überblick. □
□ Auch die Schnitzerei in Holz und Elfenbein kommt zu
ihrem Recht. Neben den bekannten mit Halbedelsteinen
verzierten Elfenbeindosen von Alwin Schreiber-München
sieht man vorzügliche Kleinschnitzerein von Haggenmacher
aus Dresden-Hellerau, darunter Papiermesser in damaszierter
Klinge. Ein überaus kostbares Werk der Holzeinlagearbeit
hat das Kestner-Museum in Hannover zur Verfügung ge-
stellt. Es ist dies von Lauweriks gezeichneter Ebenholz-
Schmuckschrank, zu dem Thorn-Prikker eine reiche Intarsien-
bekleidung entworfen hat. Das Ganze ist ein Werk des
Hannoverschen Kunsttischlers Albert Schulze. □
□ Auch das Mosaik kommt in einem auf Anregung des
Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe
von der Deutschen Glasmosaikgesellschaft Puhl & Wagner-
Berlin hergestellten Madonnenentwurf von Thorn-Prikker
zur Geltung. □
o Aus den anderen Abteilungen haben in geschmacklicher
Beziehung die Kakesfirma H. Bahlsen-Hannover (Architekt
Bernhard) und die Salamander-Schuhwerke (August Endell)
mustergültige Räume und Pavillons geschaffen. Auch der
Ausschank und Verkauf von Kathreiners Malzkaffee zeigt
eine ganz moderne Aufmachung. Natürlich fehlen auch
da und dort nicht die üblichen Geschmacklosigkeiten: eine
Gebirgsbahn von 2 m Höhe, die aus einem Tunnel von
50 cm mit Watte Dampf aus den Schornsteinen heraus-
pufft oder ein naturalistisch gemalter Adler, der in seinem
Schnabel etliche Firmenschilder, Konservenbüchsen usw. usw.
durch die Lüfte trägt. Aber all diese Dinge sind so selten
geworden, und gehören der Vergangenheit an, daß es sich
nicht lohnt, weiter hierüber zu berichten. □
□ Der Deutschen Abteilung fügt sich die internationale
Städtebauausstellung ein, die ihren Kongreß in den ersten
Julitagen daselbst haben wird. Die deutsche Abteilung
dieser internationalen Ausstellung ist gleichfalls vom Deut-
schen Museum für Kunst in Handel und Gewerbe auf
Einladung des internationalen Komitees zusammengestellt
worden. Diese Abteilung besteht aus einem etwa 180 qm
großen Raum, in dem 300 große Photographien die Prin-
zipien des Städtebaues demonstrieren: Stellung von Türmen
im Straßen- und Platzbilde, Betonungen der Straßenhöhen,
Verteilungen von Denkmälern und Portalen an Plätze und
Straßen, malerische Gruppierungen von Häusern bei ge-
birgigem und axiale, grade Anordnungen bei flachem Ge-
lände U. S. f. //. Aleyer-Schönbrunn.
□ Dresden. Dresdner Kunstgewerbeverein. Auch in diesem
Jahre veranstaltet der Dresdner Kunstgewerbeverein eine
Weihnachtsausstellungund\adet hierdurch zu recht zahlreicher
Beiteiligung ein. Die Ausstellungsräume werden seiner-
zeit noch bekanntgegeben werden. Zur Bereicherung und
Erhöhung des künstlerischen Wertes der Ausstellung erläßt
der Verein für seine Mitglieder eine Anzahl Wettbewerbe
und zwar für 1. ein Preisdiplom, 2. ein Innenplakat, 3.
Packungen für Zigarren und Zigaretten, 4. Schmuck- oder
Briefkassette, 5. Schreibmappe, 6. Sammelmappe oder Kasten
für Photographien oder Postkarten, 7. Porzellanmalerei,
8. Glasmalerei, 9. Schmuck mit Halbedelsteinen, 10. ein
Fahnenring und ein Fahnenangel, 11. ein Lampenschirm,
12. eine Tischdecke, 13. Tischlampe, 14. Armleuchter, 15.
Aushängeschilder, 16. Innenplakate, 17. Abreißkalender,
 
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